Heute einmal sonntags.
Ich habe gerade sowieso eine dicke Erkältung und deshalb auch Zeit mal wieder was zu schreiben.
Heute über das, was es fast überall auf der Welt gibt: Menschen.
Jerusalem hat (laut Wikipedia) 933.200 EinwohnerInnen.
Das bedeutet, ich begegne hier sehr vielen, unterschiedlichen Menschen. Und obwohl ich eigentlich gegen Schubladen-Denken bin, versuche ich einmal euch verschiedene Personengruppen vorzustellen, die sich allerdings insich auch teilweise überschneiden. (Die Reihenfolge hat übrigens nichts zu bedeuten.)
Israelis
Eine von den beiden großen Gruppen und meiner Meinung nach die schwierigste zu beschreiben. Normalerweise sind alle Israelis Juden. Als Nicht-Jude ist es ganz schön schwierig die israelische Staatsbürgerschaft zu bekommen. Allerdings unterscheiden sich die Israelis – wie schon mehrfach angedeutet – in Säkulare und Religiöse. Säkulare sind zwar auf dem Papier jüdisch, praktizieren ihren Glauben allerdings nicht so stark wie die Religiösen. Das bedeutet, sie gehen vielleicht zu den wichtigsten Festen in die Synagoge und befolgen auch keine religiösen Gesetze oder Regeln, wie zum Beispiel. Das heißt, man kann sie in etwa mit der europäischen Gesellschaft gleichstellen.
Eigentlich sind der Großteil der Israelis säkular. Allerdings ist Jerusalem einer der Hot-Spots, an dem viele religiöse Juden wohnen.
Die Sprache der Israelis ist Ivrit (Neuhebräisch) und manchmal, bei Juden aus Osteuropa/Russland, auch Russisch.
PalästinenserInnen
Die zweite große Gruppe und auch ein Wort, das vielen in der westlichen Welt Angst macht. Sie haben kein eigenes Land, sondern nur das Westjordanland und den Gaza-Streifen. Und selbst hierbei sind sie keinesfalls autonom, sondern leben fast überall mit großen Einschränkungen.
Ich denke, dass sie auch mit vielen Vorurteilen der westlichen Welt leben müssen, wie z.B. dass alle Araber Terroristen und ungebildet sind.
Besonders mit dem letzteren habe ich bisher ganz andere Erfahrungen gemacht. Viele Palästinenser (v.a. die Männer), mit denen ich in Kontakt komme (im Taxi oder Bus zum Beispiel), haben in Europa und USA studiert und sprechen dadurch auch gut Englisch. Dennoch gehen viele wieder hierher zurück, können aber oft keine Arbeit in ihrem Fachbereich finden, was ich sehr schade finde. Deshalb fahren sie Taxi o.Ä..
Die meisten PalästinenserInnen sind islamischen Glaubens, nur 1,5% sind Christen. Auch die meisten Frauen tragen ein Kopftuch, weshalb man hier ohne ziemlich auffällt.
Die Sprache der PalästinenserInnen ist Arabisch.
TouristInnen
Eine weitere große Gruppe in Jerusalem, mit der ich jeden Tag auf meiner Arbeit auch zu tun habe. An einem Tag wie heute (Sonntag) schieben sich Unzählige durch die arabischen Suqs der Altstadt, sodass man nur schrittweise vorankommt. Gerade, wenn man es eilig hat, kann es sehr nervenraubend sein, sich immer durchdrängeln zu müssen.
Über viele Touristinnen kann man nur den Kopf schütteln, weil sie lediglich mit kurzen Hosen und Tops sich hier bewegen, was sowohl vor religiösen Juden als auch vor Muslimen – meiner Meinung nach – sehr respektlos ist, da Freizügigkeit eine Provokation ist.
Die TouristInnen kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern, von USA über Südafrika nach China ist alles dabei. Allerdings gibt es viele Deutsche, denen ich natürlich in unserer Kirche und in der Erlöserkirche begegne.
– Langsam spüre ich wirklich, wie sehr ich hier schon zu Hause bin und habe mich deshalb sehr gefreut, einer deutschen Familie den Weg zur Grabeskirche zeigen zu können.
Kinder
Heute war das erste Mal, parallel zum Gottesdienst, in der Erlöserkirche Kindergottesdienst, bei dem ich auch mitgearbeitet habe. Ich habe schon in Deutschland in der Durlacher Stadtkirchengemeinde beim Kindergottesdienst mitgeholfen und es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht.
Es kamen heute immerhin 5 Kinder und 1 Baby, von denen ich aber schon 3 Kinder kannte. Es gibt hier viele deutsche Familie, die auch relativ kleine Kinder haben, was ich sehr bewundernswert finde. Ich hoffe, dass nächste Woche noch mehr Kinder kommen werden.
Ansonsten sind Kinder eben Kinder, egal ob israelisch oder palätinensisch.
Deutsche
Als Freiwillige in einer evangelischen Gemeinde deutscher Sprache, lerne ich natürlich sehr vielen Deutsche kennen. Das gemeinsame Herkunftsland verbindet auch ungemein, egal wie alt man ist, und ich empfinde es auch als hilfreich, sich auf seiner Muttersprache verständigen zu können; sei es mit den anderen Freiwilligen, mit unseren Chefs, mit Freunden, etc.
Natürlich fällt es dann auch schwerer sich komplett in integrieren, was aber sowieso als europäische Frau schwer fällt.
Generell freue ich mich aber über die Bekanntschaften mit anderen Deutschen, die hier leben. So kann man auch schneller Tipps, wo man was bekommt oder machen kann, austauschen.
So, das waren die Personengruppen, mit denen ich am meisten zu tun habe und die ich auch als die wichtigsten empfand. Natürlich gibt es noch viele weitere mehr.
Was sonst noch so war in der letzten Woche:
Olivenernte – Am Donnerstag haben wir einen Tag lang die beiden Olivenbäume, die zur Himmelfahrtkirche gehören, abgeerntet. War zwar anstrengend, aber hat Spaß gemacht und wir haben 18 Liter hochwertiges Olivenöl aus knapp 90kg herausbekommen.
Auf den Dächern Jerusalems war ich in den letzten Tagen schon zwei Mal. Man kommt total einfach dorthin, entweder von der Dachterrasse der Propstei oder von einer kleinen Straße in der Altstadt.
Dort kann man die Sonne (es wird hier immer kälter…) und die Aussicht über die Stadt genießen.
Felsendom
Ganz, ganz da hinten ist der Turm der Himmelfahrtkirche
Turm der Erlöserkirche
So, jetzt genieße ich noch den Rest meines Wochenendes und wünsche allen noch einen schönen Sonntagabend!
Liebe Grüße, Hanna